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Deutsche Konzentrations — und Gefangenenlager Was die amerikanischen und britischen Armeen vorfanden April 1945

 

Deutsche Konzentrations — und Gefangenenlager Was die amerikanischen und britischen Armeen vorfanden April 1945

 

... In diesem Heft werden einige von den Dingen gezeigt, die in jüngster Zeit in Deutschland ans Tageslicht gekommen sind. Sie werden das Heft mit Erschütterung und Abscheu betrachten. Jahrelang haben deutsche Nazigegner der Welt über die deutschen Konzentrationslager berichtet (das erste wurde vor 12 Jahren errichtet). Viele Leute wollten nicht glauben, daß es dort wirklich so arg zuging, wie man erzählen hörte. Jetzt weiß es die ganze Welt. Dort herrschte der Nazi-Geist der Grausamkeit, der Vergewaltigung, der Unterjochung — und es war dies der Geist, der die anfangs widerstrebende Welt schließlich dazu bewog, das nach der Weltherrschaft strebende Deutschland niederzuschlagen.

Niemand hält alle Deutschen für Nazis. Niemand behauptet, alle Deutschen hätten solche fürchterlichen Verbrechen begangen, wie sie hier in Bildern gezeigt werden. Aber die Menschen sind für die Gesellschaft verantwortlich, in der sie leben. Das deutsche Volk hat den Nazis die Machtübernahme ermöglicht. Es hat die Nazis unterstützt und es hat ihre kurzlebigen Triumphe bejubelt. Nur wenige — und von ihnen sind die meisten tot — leisteten dem Regime tätigen Widerstand. Auch der verbrecherisch Fahrlässige; auch wer einem Verbrechen Vorschub leistet, ja selbst der untätige Zuschauer — sie alle tragen ein Teil der Verantwortung, nicht nur der Verbrecher selbst.

Wegen solcher Untaten, die einen Teil der noch größeren Tragödie des Krieges selbst bilden, ist die Welt entschlossen, Deutschland nie wieder so mächtig werden zu lassen, daß es solche Grausamkeiten begehen könnte. Das deutsche Volk wird Jahre brauchen, zu beweisen, daß es sich von dem Geist abgewendet hat, der imstande war, solche Taten zu begehen; erst dann kann es wieder in den Kreis der zivilisierten Völker aufgenommen werden. Der verstorbene Präsident Roosevelt sagte dazu: „Die Deutschen müssen sich den Ruckweg in die Gemeinschaft friedliebender und die Gesetze achtender Nationen erst verdienen".

... Dies ist eine Dokumentensammlung. Sie legt Zeugenschaft ab von der Behandlung der Menschen in Dachau, Buchenwald, Belsen und anderen Lagern Deutschlands, wie sie von deutschen Regierungsstellen angeordnet und ins Werk gesetzt wurde. Die Opfer waren Kriegsgefangene, politische Häftlinge und Menschen, die einfach ihrer Rasse, ihrer Nationalist oder ihres Bekenntnisses wegen festgehalten wurden. Unter diesen Opfern waren auch amerikanische Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren. Der schnelle Vormarsch der Heere im Westen brachte diese Lager in alliierte Hände, noch ehe die bestehenden Zustände verborgen oder geandert werden konnten. Der Großteil dieses Materials wurde von amerikanischen und englischen Kriegsberichtern festgehalten. Wir sehen verhungerte Gefangene, die zu schnell starben, als daß man sie vor der Ankunft von Zeugen hätte begraben oder verbrennen können; die Gesichter und Körper von Gefangenen im letzten Stadium des Verhungerns; die Keulen, die zum Niederknüppeln der Gefangenen verwendet wurden, und die Opfer, die diese Schläge empfingen; die Galgen, die Leichenverbrennungshallen, die überfüllten Räume, in denen die Gefangenen hausten; die wohlgenährten und muskulösen Lageraufseher. Tausende von noch nicht getöteten Häftlingen legen Zeugnis ab von der Behandlung, die ihnen von deutscher Hand zuteil wurde.

 

Hier folgt der Text des amtlichen Berichtes, der vom Hauptquartier der alliierten Expeditionsarmeen an das amerikanische Kriegsministerium über das Konzentrationslager Buchenwald ertattet wurde.

Die Befreier kommen

Am Morgen des 16. April 1945 besichtigten Brigadekommandeur Eric F. Wood, Oberstleutnant Charles Ott und Feldwebelleutnant S.M. Dye das deutsche Konzentrationslager für politische Gefangene in Buchenwald nordlich von Weimar nach seiner Befreiung durch amerikanische Truppen.

1. An der Besichtigung nahm ausser einem amerikanischen Feldwebelleutnant auch Commandant René L'Hopital teil, der vor der Befreiung des Lagers 2 Monate lang dort als Gefangener zugebracht hatte. (Commandant L'Hopital war ehemals Adjutant des Marschalls Foch; er ist Offizier der Ehrenlegion, und ein personlicher Freund vieler Amerikaner, darunter des Generalmajors Hanford McNider, des verstorbenen Theodore Roosevelt Jr., des Generalleutnants Frank Parker, sowie von Franklin D'Olier und Admiral Byrd.)

Bei seiner Befreiung wog Commandant L'Hopital 85 Pfund; sein normales Gewicht ist 160 Pfund. Da er nur 2 Monate im Lager gewesen war, war sein Gesundheitszustand weit besser als der der Mehrzahl seiner Mitgefangenen.

2. Geschichte des Lagers: Das Konzentrationslager Buchenwald wurde errichtet, als die N.S.D.A.P. im Jahre 1933 zur Macht kam; seitdem ist es ununterbrochen in Betrieb gewesen. Der grösste Teil der Insassen kam jedoch erst im Verlauf des Krieges ins Lager. Am 12. April überrannten amerikanische Panzertruppen das Gebiet, in dem sich das Lager befindet. Die SS-Wachen des Lagers waren am Abend des 11. April geflohen. Einige amerikanische Verwaltungsbeamte sowie Lebensmittel langten bereits am Freitag, den 13. April, im Lager an — und dieser Tag wird von den uberlebenden Lagerinsassen im Kalender rot angezeichnet werden.

Die Insassen von Buchenwald

3. Am 16. April 1945 wurden folgende Lagerinsassen lebend vorgefunden: 2900 Franzosen, 3800 Polen, 1240 Ungarn, 570 Jugoslawen, 4380 Russen, 324 Holländer, 622 Belgier, 550 Oesterreicher, 242 Italiener, 2105 Tschechen, 1800 Deutsche, sowie 1467 Spanier und andere: insgesamt 20,000 Gefangene.

4. Näheres über die überlebenden Lagerinsassen: Es gab in Buchenwald ausschliesslich männliche Gefangene, darunter 1,000 Knaben unter 14 Jahren: Angehörige der Intelligenz und der führenden Schichten aus ganz Europa; Persönlichkeiten von überragendem Geist oder Charakter, Demokraten und Antinazis, sowie deren Angehörige.

Unter den französischen Insassen befanden sich beispielsweise: 4 Vichy-feindliche Parlamentsmitglieder, Professoren des Pasteur-lnstituts, der Universitäten Paris und Caën usw.; ferner 8 Vichy-feindliche französische Generäle, darunter der frühere Stabschef General Vermeau, und der Sohn eines dieser Generäle; französische Ingenieure, Rechtsanwälte, Verleger und andere Mitglieder freier Berufe aus den höheren Schichten.

Offenbar waren die Nazis besonders darauf bedacht, prominente Juden ins Lager zu werfen; unter den 20,000 überlebenden Lagerinsassen befanden sich nicht weniger als 4000 Juden (sie sind in den oben aufgeführten Nationalitäten eingeschlossen). Die Juden wurden noch schlechter behandelt als die Übrigen. Beispielsweise wurde kein Jude aus dem sogenannten "kleinen Lager" versetzt,

Von Zeit zu Zeit wurden einzelne Lagerinsassen von ihren Familien durch Zahlung eines Lösegeldes an SS-Offiziere losgekauft; die so Befreiten verbreiteten Berichte über die Strafen für Nazi-Gegnerschaft (Internierung in Buchenwald und anderen Lagern) unter den Anti-Nazi Führern und Intellektuellen in ganz Europa.

Zweck des Lagers

5. Das Lager war eine Fabrik zur Vernichtung von Menschenleben. Einfacher Tod war nicht genug für Antinazis. Die zur Vernichtung angewandten Mittel waren: schwerste Arbeit, verschdrfter Hunger, Misshandlungen, Schläge und Folterungen, unvorstellbar überfüllte Schlafplätze und Krankheit.

Im Lager griff beispielsweise Typhus um sich; viele Lagerinsassen waren tuberkulös.

Auf diese Weise wurden Zehntausende der am besten zur Führung geeigneten Persönlichkeiten Europas (darunter Demokraten und Antinazis) urns Leben gebracht. Ein Beispiel: von den 8 französischen Generälen im Lager starben 6; auch der Sohn eines dieser Generäle kam urns Leben.

In jüngster Zeit starben täglich etwa 200 Personen. Im Februar sind 5700 Lagerinsassen gestorben oder getötet worden; im März 5900 und in den ersten 10 Apriltagen etwa 2000.

Die Haupteinrichtungen des Lagers waren: das "Kleine Lager", die regulären Baracken, das "Hospital", das Gebäude für medizinische Experimente, eine Anlage zur Beisetzung von Leichen, sowie eine Munitionsfabrik, die unmittelbar ans Lager angrenzte und nur durch einen Drahtzaun vom Lager getrennt war.

6. Das "Kleine Lager": Die Gefangenen in diesem Lager schliefen auf dreifach gestaffelten Pritschen. Auf jeder Pritsche —etwa 3 1/2 Meter breit und 3 1/2 Meter lang — schliefen 16 Gefangene. Der Raum zwischen den Pritschen war etwa 60 cm hoch. Auf jeden Mann kamen etwa 1 Kubikmeter Luftraum; nach den amerikanischen Armeevorschriften mussen aus Gesundheitsrücksichten auf jeden Mann mindestens 17 Kubikmeter kommen.

Jeder neu eingelieferte Gefangene wurde mindestens 6 Wochen im "Kleinen Lager" zur "Einführung" gehalten, bevor man ihn in die "regulären Baracken" übersiedelte. Eine der Strafmassnahmen für widerspenstige Gefangene war die Zurückversetzung ins "Kleine Lager". Auch wenn Leute zu schwach zur Arbeit wurden, kamen sie entweder ins "Kleine Lager" zurück oder sie wurden ins "Hospital" geschickt.

Die Nahrungsmittelrationen im "Kleinen Lager" waren geringer als die in den regularen Lagern; die Sterblichkeit war überaus hoch; sie betrug in letzter Zeit 2 bis 4 Prozent täglich.

7. Die "Regulären Baracken": Die Schlafsäle waren hier etwa 13 Meter lang, 7 Meter breit und 3 Meter hoch; sie hatten also einen Inhalt von nicht ganz 280 Kubikmetern. In jeder Baracke waren 3 Stock hoch 38 Lagerstdtten eingebaut; jede dieser Lagerstdtten hatte 3 Pritschen, jede etwa 75 Centimeter breit und 1,80 Meter lang. Die meisten Pritschen waren Doppelpritschen, d.h. 1,50 breit und 1,80 Meter lang. Die Gänge zwischen den Lagerstätten waren so eng (etwa 1/2 Meter) dass man sich nur mit quergestelltem Körper durchzwängen konnte.

Auf jeden Mann kamen kaum 2 1/2 Kubikmeter Luftraum. Seit dem Kriege jedoch mussten in jeder Baracke 250 Leute schlafen, (d.h. 5 Leute auf jeder Doppelpritsche und 2 Leute auf der Einzelpritsche), so dass pro Mann nur noch etwa 1 Kubikmeter zur Verfugung war. Was Decken anlangt, so kam nicht einmal eine ganze Decke auf den Gefangenen. Zudem waren die Decken dunn, verschlissen und zu kurz. Heizung gab es nicht.

Tägliche Vorfälle im Lager

8. Das "Hospital": Dies war die Baracke, wohin Sterbenskranke gebracht wurden, um dort den Tod zu finden. Da es keine Medikamente gab, war jede Behandlung unmöglich. Bauchtyphus und Tuberkulose griffen im Lager um sich. Etwa die Hälfte der Krankenräume waren kaum 5 Meter lang und 1,75 Meter breit, jeder Raum hatte nur ein Fenster. 6 bis 9 "Patienten" lagen Schulter an Schulter, auf dem Fussboden. Es war so eng, dass die meisten Kranken die Beine nicht ausstrecken konnten. Im "Hospital" starben täglich 5 bis 20 Prozent der Patienten.

9. Das Gebäude für medizinische Experimente. Block 41 wurde für medizinische Experimente und Vivisektionen benutzt; Gefangene dienten als Versuchskaninchen. Von Zeit zu Zeit kamen medizinische Wissenschaftler aus Berlin zur [?] des experimentierenden Personals. Insbesondere wurden neue Gifte und Gegengifte an Gefangenen versucht. Nur wenige Gefangene, die einmal in dieses Gebdude kamen, verliessen es wieder lebend.

10. Die Anlage zur Beseitigung von Leichen: Der Plan dieser Anlage war ein sprechendes Beispiel für "deutsche Tüchtigkeit". Die Höchstleistung der Anlage war die Vernichtung von 400 Leichen in 10 Stunden. Sämtliche Leichen wurden eingeäschert, um jeden Beweis aus der Welt zu schaffen. Vor der Verbrennung wurden alle Zähne mit Goldplomben gezogen.

Die ganze Anlage war von einem hohen Bretterzaun umgeben. Niemand ausser den wenigen SS-Leuten, die als Bedienungspersonal dienten, durfte auch nur einen Blick ins Innere der Umzäunung werfen. Und kein einziger Gefangener, der je als Mitglied einer Arbeitsabteilung oder aus irgendeinem anderen Grunde hineinkam, kam wieder lebend heraus.

Innerhalb des Zaunes

Innerhalb des Zaunes befanden sich a) auf der linken Seite ein grosser Hof im Vordergrunde; b) rechts im Hintergrund ein kleiner Hof; c) in der Mitte zwischen beiden Höfen das Verbrennungslager. Dieses einen Stock hohe Gebäude bestand aus Ziegelsteinen und hatte einen Zementfussboden; es war mit einem grossen, etwa 4 Meter hohen Kellergeschoss versehen. Im Obergeschoss an der Vorderfront war das Verwaltungsburo, an der Hinterfront ein Ankleide- und Waschraum für das SS-Personal; der Verbrennungsraum war in der Mitte. Er enthielt 2 Anlagen von je 3 Ziegelöfen, alle in einer Reihe. Jeder Ofen konnte 3 Leichen fassen, die ganze Anlage hatte also ein Fassungsvermögen von 18 Leichen. Die Verbrennung einer Ladung nahm 15 bis 20 Minuten in Anspruch. Der Boden eines jeden Ofens bestand aus einem einfachen Rost, aus dem die Asche, die sich an einem Tage angesammelt hatte, nach dem Ende der Verbrennungsarbeiten herausgenommen wurde. Gefeuert wurde in einem Ofenraum, der 2/3 des Kellergeschosses einnahm; die Flammen wurden durch Blasebälge am oberen Ende des Ofens auf die Leichen gerichtet. Im Vorderteil des Kellergeschosses befand sich der Erdrosselungsraum.

Die Leichen wurden auf folgende Art eingesammelt: jeden Abend wurde vor den Schlafbaracken ein Appell abgehalten. Die Internierten mussten die Leichen aller ihrer Kameraden, die während der letzten 24 Stunden gestorben waren, entkleiden und zum Appell bringen. Nach dem Appell fuhr ein Lastauto im Lager herum, sammelte die Leichen ein und fuhr sie in den Vorderhof des Verbrennungsplatzes; hier lagen die Leichen bis zur Verbrennung am nächsten Tage. Dies war jedoch nicht die einzige Art der Leichenbeschaffung. Ausgemergelte Gefangene, die "schon lange genug im Lager waren", Gefangene, die sich gegen die Disziplin vergangen hatten oder die "zu viel wuss.ten", und Leute, deren Willen nicht gebrochen werden konnte, wurden willkürlich zum Tode verurteilt.

Im "Kleinen Lager" beispielsweise, wo 16 Mann auf einer Pritsche schliefen, wurden häufig alle 16 Mann zum Tode verurteilt, wenn ein Vergehen gegen die Disziplin (insbesondere ein Fluchtversuch) vorkam. Solche Leute mussten unverzuglich zu einem kleinen in den Hinterhof führenden Tor des Bretterzaunes marschieren; dieses Tor grenzte unmittelbar an die rechte Vorderfrontecke des Verbrennungsgebäudes. Das Tor öffnete sich nach innen, bis es an eine Treppenstufe stiess und parallel zur Gebäudemauer stand. Auf diese Weise bildete sich ein Korridor von etwa einem Meter Länge und etwas über einem Meter Breite. Am Ende des Korridors war zu ebener Erde eine 1 Quadratmeter grosse Öffnung; diese Öffnung bildete das obere Ende eines ungefähr 4 Meter langen Scha[?] das untere Ende des Schachtes wurde von dem Zementboden des Rau[?] gebildet, der an der Vorderseite des Kellergeschosses lag.

Die verurteilten Gefangenen wurden durch das Tor gejagt und fielen unweigerlich in den Schacht — sie landeten 4 Meter tief auf dem Zementboden des Kellergeschosses. Der Raum, in dem sie sich nun befanden, war der Erdrosselungsraum. Sobald sie auf dem Boden aufschlugen, wurden sie von besonders kräftigen SS-Leuten mit einer kurzen Schlinge erwurgt; dann wurden sie an Haken an der Seitenwand, etwa 2 Meter über dem Boden aufgehängt; an dieser Wand befanden sich 45 solche Haken.

Wenn alle aufgehängt waren und einer der Erwürgten noch zappelte, wurde er mit einem Holzhammer bewusstlos geschlagen. Die Leichen blieben an den Haken, bis sie von den Bedienungsmannschaften der Verbrennungsöfen abgeholt wurden. Ein elektrischer Aufzug mit einem Fassungsvermögen von 18 Leichen brachte sie in den Verbrennungsraum, der unmittelbar über dem Erdrosselungsraum lag.

Die 200 Leichen, die ungefähr pro Tag verbrannt wurden, setzten sich wie folgt zusammen: 120 bis 140 Gefangene waren gestorben (zum grössten Teil im "Hospital", im "Medizinischen Experimentiergebäude" oder im "Kleinen Lager") und 60 bis 80 wurden vom Erdrosselungsroum geliefert.

 
 

Um in deutchen Volk alle Zweifel an den Grausamkeiten unter dem Nazi-Regime zu zerstreuen, zeigt man Zivilisten auf Befehl alliierter Militärbehörden die Lager. Hier besichtigen Weimarer Bürger im nahen Lager von Buchenwald eine Wagenladung Toter.

Deutsche und Alliierte besichtigen die Lager

Das Vorhandensein deutscher Konzentrationslager und die Methoden, die dort angewandt wurden, war den Alliierten im Westen bekannt, bevor sie in Deutschland einrückten. Die Wenigen, denen es gelungen war, aus den Lagern zu entweichen, hatten von ihren Erfahrungen berichtet; und die russischen Armeen im Osten hatten schon Lager befreit und die dort vorgefundenen grauenhaften Zustände enthüllt. Was aber noch nicht zur Genüge bekannt war, war die Grösse dieser Lager und die abgründige Verworfenheit der dort begangenen Verbrechen. Um auch den letzten Rest von Unwissenheit zu beseitigen, hat General Eisenhower Gruppen von Beobachtern aus den Vereinigten Staaten und England aufgefordert, die Lager zu beschuchen und der Öffentlichkeit darüber zu berichten. Die Zustände, dir in den Gefangenenlagern Buchenwald, Belssen, Nordhausen und ähnlich verrufenen Lagern herrschten, wurden de umwohnenden deutschen Bevölkerung gezeigt.

 
 

In eninem Konzentrationslager bei Gotha steht General Dwight D. Eisenhower vor den anfgehäuften Leichen. Allem Anschein nach wurden die Gefangenen wenige Stunden vor dem Eintreffen der Amerikanischen 3. Armee von Lageraufsehern getötet.

 

Gesunde deutsche Zivilisten bilden einen scharfen kontrast zu den ausgehungerten Lagerinsassen von Buchenwold.

 

Drei deutsche Bürgermeister betrachten eines der Opfer einer Massenhinrichtung im Lager Gardelegen.

 

Amerikaner der Dritten Armee Buchenwald. Die Eindrücke aller, dir das Lager gesehen haben, wurden in dem Bericht einer englischen Parlamentsabordnung in die Worte zusammengefasst: "Noch jahrelang wird unds, was wir in Bechenwald gesehen und gehört haben, in inseren Träumen verfolgen."

 

Clare Booth Luce, die amerikanische Abgeodnete, spricht mit einem tschechischen Buchenwalder Gefangenen. Abordningen des amerikanischen Kongresses, des britischen Parlaments un der Presse haben in den Lagern unwiderlegbare Beweise für die Brutalität der Nazi gefunden.

 
 

Hier zeigt ein Gefangener einem amerikanischen Sergeanten der 9. Armee seine abgezehrten Beine. Als er ins Lager kam, wog er 170 Pfund.

 

Unterernährte Kinder befanden sich unter den 2500 Gefangenen, die ins Innere Deutschlands verschleppt werden sollten.

 

In der V-Bombenfabrik in Nordhausen mussten Sklavenarbeiter arbeiten, bis sie vor Erschöpfung umfielen. Im Hintergrund Tote und Sterbende . . .

 

Britische Soldaten nach ihrer Befreiung aus einem Lager bei Goettingen. Photo: U. S. Signal Corps

 

Russen, Polen, Holländer aus dem Lager Buchenwald; sie wiegen nach 11 Monaten Gefangenschaft nur noch 64 Pfund.

 

Dieser Getangene aus Belsen kann Schwäche nich mehr gehen. Viele Gefangene sterben trotz aller Bemühungen der Alliierten.

 

Drei von den 20,000 in Buchenwald vorgefundenen Gefangenen. Die ausgehungerten Opfer deutscher Verrechen werden jetzt von den Alliierten gut gepflegt. Aber selbst für die, die noch gerettet werden können, wird die völlige. Wiederherstellung lange Zeit in Anspruch nehmen.

 

Menschen wurden wie Tiere in Scheunen gepfercht

Überfüllung begünstigte die Verbreitung con Seuchen Henry J. Taylor, Korrespondent des New York World-Telegram, berichtete aus Belsen, einem der grössten Konzentrationslager. "Mehr also fünf Jahre lang war die Durchschnittszahl der Insassen 30,000. Vor sechs Monaten hatte sich diese Zahl infolge neuer Verhaftungen und Transferierungen aus Lagern im Vormarchberich der Alliierten verdoppelt. Aber die Lebensmittelzufuhr blieb fast die gleiche; das einzige, was hinzukam, waren Schlafverschläge. Die Deutschen wussten, dass Hunger und Seuchen folgen würden. Seit Januar hatte Bauchtyphus im Lager gewütet . . . Die Behauptung der Deutschen, sie hätten aus Mangel an Nahrungsmitteln den amerikanischen Gefangenen Hungerkost bieten müssen, is unwahr. Die Lager waren auf dem Lande, und rings herum assen die Deutschen gut un reichlich.

 

Im Konzentrationslager Buchenwald schliefen Sklavenarbeiter 4 Mann hoch eingepfercht in Baracken ohne Heizung und sanitäre Einrichtungen. Her warn die Rationen noch kleiner als in Kriegsgefangenenlagern. Ein 40-prozentiger Gewichtsverlust in 6 Wochen war das Übliche.

 

Frauen und Kinder in einer Baracke in Belsen, die ursprünglich für 30 Personen bestimmt war. Zur Zeit der Befreiung wurden 60,000 Zivilisten in Belsen vogefunden. Typhus und Ruhr waren an der Tagesordnung. 6 Tage lang haben die Gefangenen weder Nahrung noch Wasser erhalten.

 
 

Ein während der deutschen Ardennenoffensive gefangen genommener amerikanischer Soldat zeigt deutlich die Folgen der Hungerration, von der er in einem Gefangenenlager bei Limburg existieren musste. Autgenommen von einem Photographen der amerikanischen Ersten Armee, die das Lager befreite.

Hunger und Krankheit in den Gefangenenlagern

Vorsätzliche Fahrlässigkeit war eine der in Deutschland häufig angewandten Methoden, um Kriegsgefangene und in Haft befindliche Zivilisten aus der Welt zu schaffen. Hier ist ein Auszug aus dem Augenzeugenbericht eines Berichterstatters der "New York Times" über die Zustände im Stalag 9-B, Bad Orb, wo Soldaten aus den Vereinigten Staaten, England, Frankreich, Jugoslawien und Russland interniert waren.

"Sie waren in baufälligen, vermodernden Holzbaracken untergebracht, in einer davon nicht weniger als 160 Mann. Dies war nur möglich, weil die Baracke im Ausmass von 20 x 15 m überhaupt keine Einrichtung besass. Es gab keine Betten, keine
 

Ein anderer amerikanischer Soldat starrt vollig entkraftet ins Leere, nachdem sein Lager von amerikanischen Truppen befreit wurde.

 

Aus longer Gefangenschoft im Konzentrationslager Belsen befreite Frauen erzählen von Hunger und Schlägen, die sie zu erdulden hatten.

 

Ein amerikanischer Gefangener beschreibt seine einzige, tägliche Mahlzerfc[?] eine Scheibe Brot, einen Nopf Suppe mit Erbsen und ungeschälten Kartoffeln.

Stühle, nicht einmal Decken. Der Gestank war unbeschreiblich und die—einstmals gesunden, kräftigen—jungen Männer entschuldigten sich bei mir unausgesetzt für ihr Aussehen und dafür dass ich von ihnen Läuse bekommen könnte. Auf fleisch- und muskellosen Beinen — nichts als Haut und Knochen — torkelten sie um mich herum ... Sie zogen die schmutzigen Hemden aus, um mir ihre ausgemergelten mit Hautausschlagen bedeckten Körper zu zeigen . . .
Nach den Mitteilungen eines der beiden amerikanischen Arzte-Offiziers—Gefangene, denen man erlaubr hatte, bei den Soldaten zu bleiben—, bestand die tagliche Kost in diesem Lager
 

Ein Gefangener aus dem Konzentrationslager Belsen, das von den Engländern befreit wurde: er ist blind und sein Gesicht ist von Schlägen wund und geschwollen.

aus dünner wässeriger Suppe, Ersatzbrot, unverdaulichem Käse und einem widerwärtigen Kaffee-Surrogat, dies in mikroskopisch kleinen Portionen . . . Die sanitären Anlagen für diese Behausung von 160 Mann bestanden aus einem Wasserhahn, aus dem em dunner Strahl in ein winziges, verrostetes Becken tröpfelte. Der Abtritt war einfach ein Loch im Boden. Damit mussten die 160 ihr Auslangen finden. Sie hatten keine Seife, keine Handtücher, nur kaltes Wasser. Sie schliefen auf dem nackten Boden, unter Ausnützung jedes Zolls. Nicht alle konnten sich zur gleichen Zeit niederlegen, weil der vorhandene Raum nicht ausreicnte.
 
 
 
 

Zwei von den Leichnamen, die alliierte Truppen beim Eindringen in Belsen fanden. Photo: Frontkameramann der 2. engl. Armee.

 

Deutsche Zivilisten in Nordhausen tragen die Leichen auf Bahren zu einem Mossengrab. Soldaten der ersten amerikanischen Armee stehen Wache.

Sie wollen die Verbrechen vertuschen

Als die alliierten Armeen den Gefangenenlagern in den verschiedenen Teilen Deutschlands näher rückten, versuchten die Lagerwachen, die die Lagerinsassen gefoltert und getotet hatten, auf mannigfache Weise die Zeugen ihrer Verbrechen verschwinden zu lassen. In Gardelegen bei Magdeburg trieben SS-Leute und Hitler-Jugend Augenzeugenberichten zufolge 1100 politische Gefangene in einen Speicher, verriegelten die Türen und setzten dann das benzingetrankte Stroh, das den Boden bedeckte, in Brand. Als das Feuer erlosch, schleppten die Wachen viele von den Leichen in Massengräber, die die Gefangenen selbst hatten graben müssen, ehe sie in den Speicher gepfercht wurden. Auf diese Weise schafften die SS-Leute und die Hitler-Jugend 800 Leichen beiseite und flohen dann, als sich amerikanische Panzer dem Gebiet näherten.

In einigen Fällen kamen alliierte Truppen in ein Lager, bevor die Deutschen Zeit hatten, die Toten zu begraben; Haufen aufgeschichteter Leichen blieben zurück.

 

Im Lager Gardelegen mussten deutsche Ziviiisten 700 umgebrachte Sklavenarbeiter ausgraben und ihnen ein anstandiges Begräbnis geben.

 
 

Ein Bild aus dem Konzentrationslager Nordhausen. Offizelle Aufnahme des U. S. Signal Corps. Die eindringenden alliierten Truppen fanden Hunderte salcher Leichmane unbeerdigt oder in hastig aufgeworfenen Gräben. Unter den Gefangenen dieses Lagers befanden sich Franzosen, Polen, Belgier und Russen, Männer, Frauen und Kinder.

 

Was die britische 2. Armee im Konzentrationslager Belsen fand: Unmengen von Leichen verhungerter und totgeprügelter Gefangener lagen in Massengräbern oder unbestattet im Lagergebiet umher. Offizielle englishce Aufnahme.

 

Befreite Gefangene führen in einem Lager bei Werl einen Sarg mit aufklappbarem Boden vor. Der Sarg, in dem die Leiche lag, wurde über ein offenes Grab gestellt; der Boden wurde aufgeklappt und der Leichnam fiel ins Grab. Der Sarg konnte dann sofort wrider benützt werden.

 

Ein offenes Massengrab mit Leichen der im Lager Nordhausen verstorbenen Gefangenen. Auf Befehl der amerikanischen Armee begraben deutsche Zivilisten die von de amerikanischen 1. Armee aufgefundenen Leichen.

 
  Offizielle englische Aufnahme

In einem Wald bei Belsen wurden von den alliierten Truppen Haufen von aufgeschichteten Leichnamen gefunden.

 

Ein Massengrab in Nordhausen. Einwohner der Stadt tragen die Leichname der Gefangenen zur Beerdigung. Dir Gefangenen wurden zur Arbeit an den deutschen V-Bomeben verwendet. Amerikanische Truppen fanden lebende Getangene zusammen mit Toten in denselben Verschägen. Das Konzentrationslager wurde am 10. April 1945 bezeizt.

 
 

Deutschen Zivilisten aus Weimar werden von amerikanischen Besatzungstruppen Beispiele der Buchenwalder Verbrechen gezeigt. Ein Galgen im Gefängnishof diente zur Hinrichtung zahlloser Opfer.

Nazi-Wachen Fachleute des Todes

Die Methoden, die die Nazi-Wachen in den Konzentrationslagern Deutschlands und der besetzten Gebiete im Foltern und Töten anwandten, sind so abstossend, dass es gesitteten Menschen schwer fällt, diese schändlichen Handlungen für wahr zu halten. Die Untersuchungen, die die alliierten Behörden in den Lagern anstellten, und die Berichte von Gefangenen, die aus diesen Lagern fluchten konnten, enthullen, dass Frauen Brüste und Sohlen blutig geschlagen, dass sie zur Prostitution gezwungen und dass an Menschen Vivisektionen vorgenommen wurden.

In einigen Lagern wie Auschwitz und Birkenau in Polen wurden die Gefangenen vergast und dann verbrannt. Zuerst wurden die Morde im benachbarten Birkenwald ausgeführt, doch später wurden die Verbrechen durch die Errichtung moderner Verbrennungshallen im Lager, wo 2000 Körper täglich verbrannt werden konnten, "erleichtert". Die Opfer wurden vor ihrer Ermordung entkleidet. In der "Vernichtungs-Anstalt" der Nazis in Kiew wurden täglich Hunderte von Menschen "behandelt". Deutsche Arzte beaufsichtigten diese Morde. Ein Arzt namens Dr. Gustav Wilhelm Schuebbe gab an, dass in den neun Monaten, die er dort arbeitete, 110.000 bis 140.000 Menschen getötet wurden. Er selbst hatte 21.000 Menschen entweder selbst getötet oder bei ihrer Ermordung mitgeholfen. Neben diesen Methoden des Massenmordes wurden Gefangene durch Überarbeitung, Aushungerung, Auspeitschung und Verweigerung arztlicher Behandlung getötet.

 

Ein von Amerikanern angestellter deutscher Aufseher zeigt Schlinge und Knüppel, wie sie von Naziwachen in Buchenwald benützt wurden.

 

Ein amerikanischer Soldat vor dem Krematorium, wo Opfer der Nazi Folterungen verbrannt wurden. Im Ofen sind noch verkohlte Gebeine.

 

General Dwight D. Eisenhower lässt sich von zwei befreiten Insassen des Konzentrationslagers bei Gotha Misshandlungsmethoden vorführen. Links: General George S. Patton, Kommandeur der amerikanischen 3. Armee, neben ihm General Omar S. Bradley, Kommandeur der 12. Armee.

 

Männliche und weibliche Wachen in den Konzentrationslagern

Auf diesen und den folgenden beiden Seiten zeigen wir Aufnahmen der britischen und amerikanischen Armee von männlichen und weiblichen Wachen in den deutschen Konzentrationslagern. Diese Wachen kamen zum grossen Teil aus den Reihen der S.S. Verschiedentlich erklärten überlebende Gefangene, fass die weiblichen Wachen noch brutaler warn als die Männer. Beiden Geschlechtern bedeutete ein Menschenleben nichts und sie waren dem Leiden gegenüber völlig gefühllos — soweit sie sich nicht offensichtlich daran ergötzten.

Ein amerikanischer Unteroffizier, Mike Thasik aus New York, erklärte nach einer Besichtingung des Lagers Buchenwald: "Wehr ich zu Hause wäre, würde ich das nicht für möglich halten. Ich könnte nicht glauben, dass Menschen zu so etwas fähig sind".

 

Ein russicher Kriegsgefangener, der aus dem Konzentrationslager Buchenwald durch Truppen der 3. Armee befreit wurde, zeigt auf eninen ehamaligen Aufseher, der ihn während der Gefangenschaft schlug. Das Lager wurde von den Nazi bei ihrer Machtüberahme im Jahre 1933 errichtet.

 

Dies ist Josef Kramer, der Kommandant des deutschen Konzentrationslagers Belsen. We wurde von Truppen der englischen 2. Armee gefangengenommen. Kramer war vorher Kommandant des Lagers von Auschwitz. Offizielle englishche Aufnahme.

 

Im einigen Nazi-Konzentrationslagern unterstützten weiblich Mitglieder der 55 die männlichen Aufseher. Befreite Gefangene sagten aus, dass die Frauen an den Folterrungen beteiligten.

 
 

Eine Gruppe weiblicher SS-Wachen, die einen Teil der 60.000 Zivilgefangenen im Konzentrationslager Belsen beaufsichtigten. Als die britische 2. Armee das Lager befreite, retteten alliierte Sanitdtsabteilungen zahlreiche Menschenleben durch schnelle und wirksame Hilfe.

 

Tausende von kranken und augehungerten Gefangenen konnten nicht mehr gerette werden. SS-Leute im Lager con Belsen werden gezwungen die Leichen der Opfer auf Lastwagen zu laden. Im Hintergrunde die aufsichtführenden britischen Soldaten.

 

Weibliche SS-Wachen in Belsen werden gezwungen, die Gefangenenleichen in langen Gräben beizusetzen. Zahlreiche Massengräber wurden so mit Toten gefüllt. Britische Soldaten der 2. Armee uberwachen das Begräbnis. Offizielle britische Aufnahme.

 

Der Kommandant des Arbeitslagers Altendorf wird vom Major Anthony Malankowski und dem Soldaten Arthur Fields zum Verhör abgeführt. Im Huntergrund jubelnde befreite Sklavenarbeiter. Aufnahme: U. S. Signal Corps Photo.

 
 

Die Alliierten zwangen die SS-Wachen in den Lagern, tote Gefangene zu begraben. 2 SS-Leute in Belsen schaffen Leichen zur Beerdigung fort.

 

Eine andere Szene aus Belsen: Tageland waren Leute mit der Beerdigung von Tausenden, die im Lager umkamen, beschäftigt.

 

In Nordhousen fanden alliierte Truppen endlose Reihen toter Kriegsgefangener. Sie Staben infolge von Krankheiten, Hunger oder Folterungen. Die amerikanische Militärregierung befahl 600 Zivilsten der Stadt, Fräber zu schaufelm und die faulenden Leichen zu beerdigen.

 

Bei Gardlegen wurden etwa 150 russiche, französische und polnische Gefangene in eine Scheune gebracht, deren Boden mit benzindurschtränktem Stroh bedeckt war. Die Türe wurde versperrt, das Stroh angezündet. Dieses U.S. Signal Corps Photo zeigt einen der bei lebendigem Leibe Verbrannten.

 
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